Präsidenten
In der über 150-jährigen Geschichte des Hannoverschen Rennvereins haben bisher 15 Präsidenten den Galopprennsport in der Niedersächsischen Landeshauptstadt geprägt, und sich für dessen Fortbestand in eindrucksvoller Weise eingesetzt.
In dieser Rubrik wollen wir Ihnen die Präsidenten vorstellen.
15. Präsident (seit 2005)
Gregor Baum
(geb. 29. August 1966 in Hannover)
Gregor Baum ist erfolgreicher Unternehmer in den Branchen Immobilien, Gastronomie, Hotellerie.
Erste Berührung zum Galopprennsport hatte Baum in jungen Jahren mit seinem Vater, dem Bankier Konsul Eugen Baum, durch ihren Stall Alteium. 2004 übernahm Baum nach der Insolvenz des Rennvereins die Zügel, sanierte den Verein und steht diesem seit dem 18.03.2005 als Präsident vor. Baum hat darüber hinaus Ehrenämter als Vorstandsmitglied des Galoppsport-Dachverbandes Direktorium für Vollblutzucht & Rennen, als Vizepräsident der Besitzervereinigung und der Baden-Badener Auktionsgesellschaft (BBAG) sowie weiterer Institutionen des Galopprennsports inne. Seit 1989 betreibt er mit seiner Ehefrau Julia das Vollblutgestüt Brümmerhof bei Soltau, dazu einen Trainingsbetrieb auf der Neuen Bult.
14. Präsident (1985-2004)
Frank Ritter
(geb. 17. August 1944 in Baden-Baden)
Frank Ritter legte sein Abitur am Kaiser-Wilhelm-Gymnasium in Hannover ab. Er studierte anschließend Rechtswissenschaften in Marburg. Ab 1974 war Ritter als Rechtsanwalt in Hannover tätig, ab 1977 bis 2021 mit eigenem Büro. Er ist Fachanwalt für Arbeitsrecht.
Sein erster Rennbahnbesuch ereignete sich 1957. Als Schüler half er am Stall Steintor und dann bei anderen Trainern als Pferdepfleger mit. Frank Ritter ist seit 1974 Mitglied im HRV. Ritter erinnert sich, dass es Kulturdezernent Bungenstab war, der ihn ansprach, als der HRV nach dem Tod von Klaus von Kardorff einen neuen Präsidenten suchte. Der Rennverein nahm unter Ritter zunächst einen Aufschwung. Er machte u.a. Hannover zur Hochburg für Hindernisrennen. Am 27. September 1998 wurde jedoch das letzte Jagdrennen auf der Neuen Bult gelaufen. Der HRV war zunehmend in einen finanziellen Abschwung geraten, der in der Insolvenz mündete.
13. Präsident (1974-1984)
Klaus von Kardorff
(geb. 21. November 1915 in Berlin; gest. 26. August 1984 in Hannover)
Klaus von Kardorff war Sohn des Malers Konrad von Kardorff, der der Berliner Secession angehörte und enger Freund von Max Liebermann war. Seine ältere Schwester Ursula, Journalistin und Autorin, wurde mit den „Berliner Aufzeichnungen“ bekannt, wichtige Originalquelle über das Leben in Berlin in den Kriegsjahren. Der Kriegsdienst brachte Klaus von Kardorff um sein Studium und er infizierte sich mit Malaria, worunter er zeitlebens litt. Er wurde Hauptmann, sein jüngerer Bruder fiel 1943 an der Ostfront. Von Kardorff war verheiratet mit der Schriftstellerin Uta von Witzleben. Nach Kriegsende begann er eine Lehre in dem Unternehmen (Westinghouse), das sein Schwiegervater führte und machte Karriere bis zum kaufmännischen Geschäftsführer am Sitz in Hannover. Klaus von Kardorff galt als echter Gentlemen, seine Passion galt dem Sport.
12. Präsident (1965-1974)
Andreas Freiherr Knigge
(geb. 7. Juli 1900 auf Schloß Ivenack; gest. 28. November 1977 in Hannover)
Freiherr Knigge verbrachte seine Schulzeit in Potsdam und nahm als Fahnenjunker im Königs-Ulanen-Regiment (1. Hannoversches) Nr. 13 am 1. Weltkrieg teil. Danach machte er eine Banklehre und eine Ausbildung zum Landwirt. 1922 übernahm er das Rittergut Pfersdorf. 1932 zog er nach Leveste um. Knigge nahm als Major der Reserve am 2. Weltkrieg teil und wurde mit dem Eisernen Kreuz II. und I. Klasse ausgezeichnet. Von cirka 1947 bis 1967 war er Kommanditist des Bankhauses Lücke & Lemmermann in Hannover. Freiherr Knigge war Mitglied diverser Verbände und Vereine und beteiligte sich aktiv am politischen und gesellschaftlichen Leben. Er war unter anderem Präsident der Vereinigung des Adels in Niedersachsen und Rechtsritter des Johanniterordens, Mitglied des Ortsrates von Leveste und Mitglied im Börsenclub Hannover sowie Vorsitzender der Freiherr Knigge´schen Familienstiftung.
11. Präsident (1935-1965)
Wilhelm Weber
(geb. 25. Februar 1884 in Hannover; gest. 22. Februar 1976 in Wunstorf)
Wilhelm Weber besuchte das Gymnasium und studierte Rechtswissenschaft. Am 1. August 1913 trat er befristet als juristischer Hilfsarbeiter in den Dienst der Stadt Linden. Zu Jahresbeginn 1916 wurde er verbeamtet und hatte seit dem die Position eines besoldeten Senators inne. In dieser Position wurde er bei der Eingemeindung Lindens nach Hannover in die dortige Stadtverwaltung übernommen. Die Finanzen der Stadt Hannover übernahm er ab 1922. Er war somit, auch wenn seine Funktion erst ab 1934 Kämmerer hieß, fast drei Jahrzehnte für die Finanzen der Stadt Hannover verantwortlich. Als Beamter diente unter vier verschiedenen politische System vom Kaiserreich bis zur Bundesrepublik.
Zum Rennverein, dessen langjähriger Präsident er war, kam er als Vertreter der Stadt. 1948 war er der erste Präsident bei der Wiedergründung des Vereins nach dem Zweiten Weltkrieg.
10. Präsident (1923-1935)
Burghard von Cramm-Oelber
(geb. 16. Februar 1874 in Nettlinden; gest. 17. März 1936 in Hannover)
Nach dem Besuch des Gymnasiums in Braunschweig studierte Burghard von Cramm-Oelber an den Universitäten in Oxford, Bonn und Berlin Rechtswissenschaften und wurde zum Dr. jur. promoviert. Von Cramm war Herzoglicher braunschweigischer Hofjunker, später Herzoglicher braunschweigischer Kammerherr und Erbkämmerer des Herzogtums Braunschweig Er war Reserveoffizier des 1. Garde Ulanen-Regiments. Als solcher nahm er am Ersten Weltkrieg teil und erwarb beide Klassen des Eisernen Kreuzes. Er übernahm nach dem Tode seines Schwiegervaters, neben der Bewirtschaftung seiner eigenen Güter, die Leitung des gesamten Steinbergschen Familienfideikomisses. Die Familie wohnte seit dem auf Gut Brüggen im Leinetal. Er hatte sieben Söhne. Der drittälteste, „Tennis-Baron“ Gottfried von Cramm, wurde als einer der weltweit besten Tennisspieler seiner Zeit bekannt.
9. Präsident (1921-1923)
Generaloberst a.D. Alexander von Linsingen
(geb. 10. Februar 1850 in Hildesheim, gest. 5. Juni 1935 in Hannover)
Nach dem Schulbesuch in Hannover und Abitur 1868 wurde Generaloberst a.D. Alexander von Linsingen 1868 Fähnrich in einem Infanterieregiment in Celle. Er nahm am Deutsch-Französischen Krieg. Es folgten weitere Beförderungen, u.a. 1882 zum Hauptmann und 1897 zum Oberst. Ab 1901 war er Generalmajor.
Im Ersten Weltkrieg trat er insbesondere von September 1915 bis März 1918 als Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Linsingen in Erscheinung. Er brach die russische Brussilow-Offensive und eroberte Brest-Litowsk. Ab April 1918 wurde er als Generaloberst Gouverneur von Berlin. Linsingen verbot, dass auf die nach Berlin marschierenden revoltierenden Kieler Matrosen geschossen wurde. In diesem Kontext ist sein Ausspruch: „Deutsche schießen nicht auf Deutsche“ überliefert. Am 17. November 1918 schied er aus dem Dienst aus. Er erhielt am 8. Juni 1935 ein Staatsbegräbnis in Hannover.
7. und 8. Präsident (1907-1921)
Nach Dr. Richard Wentel fehlen von 1907 bis 1921, als Generaloberst a.D. Alexander von Linsingen Präsident wurde, präzise Informationen. Es sind lediglich die Namen der Präsidenten von Alten und Seiffert bekannt.
6. Präsident (1903-1907)
Dr. Richard Wentzel
(geb. 13. April 1850 in Jehserig im Kreis Spremberg; gest. 28. Mai 1916 in Kassel)
Dr. Richard Wentzel studierte Jura und wurde zum Dr. jur. promoviert. Ab September 1878 Wentzel bei der Landdrostei Lüneburg als Regierungsassessor tätig. Ab 1880 war er kommissarischer Landrat in Neustadt in Westpreußen und danach von 1882 bis 1886 Landrat in Hofgeismar, sowie von 1886 bis 1889 Landrat in Marburg. Danach wechselte er in das preußische Ministerium für Landwirtschaft, wo er 1893 Geheimer Oberregierungsrat wurde. Ab Mai 1895 leitete er als Präsident die Regierung in Koblenz und von April 1898 die Regierung in Wiesbaden. Den Höhepunkt seiner Laufbahn stellt seine Tätigkeit als Oberpräsident der Provinz Hannover in den Jahren von 1902 bis 1914 dar. Im Jahr 1907 wurde er geadelt.
5. Präsident (1889-1902)
Constantin Graf zu Stolberg-Wernigerode
(geb. 8. Oktober 1843 in Jannowitz in Schlesien; gest. 27. Mai 1905 ebenda)
Constantin Graf zu Stolberg-Wernigerode studierte bis 1864 Rechtswissenschaft in Göttingen und Berlin und nahm am Deutschen Krieg von 1866 sowie am Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 teil, bevor er 1872 in den preußischen Verwaltungsdienst eintrat. Nach verschiedenen Ämtern wurde er 1881 zum Landrat in Bunzlau. Von 1889 bis 1892 war er Polizeipräsident in Stettin. Von April 1892 bis Oktober 1894 war als Regierungspräsident in Aurich tätig. Danach war er Präsident der Regierung in Merseburg. Ab 1898 war er ebenso wie sein Onkel und Schwiegervater Otto von Stolberg-Wernigerode Oberpräsident der preußischen Provinz Hannover. Statt eine geplante Versetzung nach Königberg anzunehmen, beantragte er aus gesundheitlichen Gründen seine Pensionierung und trat zum 1. November 1902 in den Ruhestand.
4. Präsident (1888-1889)
Rudolf von Bennigsen
(geb. 10. Juli 1824 in Lüneburg; gest. 7. August 1902 auf Gut Bennigsen bei Springe)
Rudolf von Bennigsen besuchte das Lyzeum in Hannover und studierte danach Rechtswissenschaft in Göttingen und Heidelberg. Von 1846 bis 1856 war er im hannoverschen Staatsdienst. 1859 gehörte er zu den Gründern des Deutschen Nationalvereins. 1866 versuchte er vergeblich ein Bündnis Hannovers mit Österreich zu verhindern. Nach der Annexion Hannovers durch Preußen ließ sich von Bennigsen in den Norddeutschen Reichstag sowie in das Preußische Abgeordnetenhaus wählen. Dort übernahm er die Führung der nationalliberalen Fraktion. Nach der Reichsgründung war er ab 1871 Mitglied des Reichstages und war auch dort Führer seiner Fraktion. Als 1881 die Reichstagswahlen verloren gingen, zog er sich 1883 aus dem Reichstag und dem Preußischen Abgeordnetenhaus zurück. 1887 feierte er nochmal ein politisches Comeback. Parallel zur parlamentarischen Tätigkeit war er unter anderem von 1888 bis 1897 Oberpräsident der Provinz Hannover.
3. Präsident (1878-1888)
Adolf Hilmar von Leipziger
(geb. 7. Februar 1825 in Bitterfeld; gest. 22. April 1891 in Danzig)
Adolf Hilmar von Leipziger machte 1843 in Magdeburg das Abitur und studierte danach Rechts- und Kameralwissenschaften (Verwaltungslehre) an den Universitäten in Heidelberg, Leipzig und Berlin. 1853 trat er als Regierungsassessor in den preußischen Verwaltungsdienst ein. Ab 1854 wurde er Landrat des Kreises Oschersleben und ab 1864 Polizeipräsident von Königsberg. Ab 1869 war er als Landdrost das erste Mal in Hannover tätig, bis er 1872 Regierungspräsident in Aachen wurde. Als Nachfolger von Botho zu Eulenburg war er von 1878 bis 1888 Oberpräsident der preußischen Provinz Hannover. Von dort wechselte 1888 nach Danzig, wo er bis zu seinem Tod als Oberpräsident der Provinz Westpreußen amtierte.
2. Präsident (1873-1878)
Botho Graf zu Eulenburg
(geb. 31. Juli 1831 in Wicken in Ostpreußen; gest. 5. November 1912 in Berlin)
Botho Graf zu Eulenburg studierte von 1849 bis 1852 Rechtswissenschaft in Königsberg und Bonn. Nach dem Abschluss des Studiums wurde er 1857 Gerichtsassessor. Ab 1859 war er Landrat in Deutsch-Krone. 1864 wechselte er in das preußische Ministerium des Inneren. 1869 wurde er Regierungspräsident in Wiesbaden und ab 1872 war er Bezirkspräsident von Lothringen mit Sitz in Metz. Ab 1873 war er Oberpräsident der Provinz Hannover, bis er 1878 preußischer Minister des Inneren wurde. Auf Grund von Meinungsverschiedenheiten mit Bismarck trat er 1881 zurück und wurde Oberpräsident von Hessen-Nassau in Kassel. Ab März 1892 war Eulenberg preußischer Ministerpräsident und ab August 1892 auch preußischer Minister des Inneren. Weil eine Zusammenarbeit mit Bismarcks Nachfolger als Reichskanzler, Leo von Caprivi, nicht weiter möglich war, wurden die Kontrahenten 1894 von Wilhelm II. entlassen.
1. Präsident (1868-1873)
Otto Graf (seit 1890 Fürst) zu Stolberg-Wernigerode
(geb. 30. Oktober 1837 in Gedern; gest. 19. November 1896 auf Schloss Wernigerode)
Otto Graf zu Stolberg-Wernigerode besuchte das Gymnasium in Duisburg und studierte anschließend in Göttingen und Heidelberg Rechtswissenschaften. Ab 1867 bis 1873 war er der erste Oberpräsident der Provinz Hannover. Er integrierte das 1866 annektierte Königreich Hannover als Provinz in das Königreich Preußen. Im März 1876 wurde er zum Botschafter des Deutschen Reiches in Wien ernannt. Seit 1. Juni 1878 war er stellvertretender Reichskanzler und Vizepräsident des preußischen Staatsministeriums. Er war maßgeblich am Zustandekommen des Zweibunds mit Österreich beteiligt. Aufgrund von Meinungsverschiedenheiten mit Bismarck trat er am 20. Juni 1881 als Vizekanzler zurück. Er ließ Schloss Wernigerode im Stile der Neugotik und Neorenaissance ausbauen und war unter anderem Vorsitzender des Zentralkommitees der deutschen Vereine vom Roten Kreuz.