Die Neue Bult (1973–heute)
Die Stadt Hannover investierte 21,2 Millionen D-Mark in die Anlage im nordöstlichen Langenhagen an der Theodor-Heuss-Straße. Zur damaligen Zeit handelte es sich um eine Wiesenlandschaft in dessen unmittelbarer Nähe sich eine Mülldeponie befand, deren Anhöhe den heutigen Wietzeblick verkörpert.
Grundstückskosten fielen nur in geringer Höhe an, da die Hälfte der Fläche sich bereits im Besitz der Stadt Hannover befand. Notwendige Restflächen wurden durch einen Tausch mit der Stadt Langenhagen erworben. Lediglich fünf kleinere Flächen mussten von der Stadt Hannover dazugekauft werden. Die Kosten für den Neubau deckte nahezu komplett der Verkaufserlös der Alten Bult. Der Baubeginn der Galopprennbahn Neue Bult war im Mai 1970.
Als Architekt und Bauleiter der Galopprennbahn Neue Bult fungierte Heinz Goesmann aus Hannover-Kleefeld, der sich u.a. als Architekt des Fössebades als erstes Hallen-Freibad in Deutschland, sowie zusammen mit Richard Konwiarz, als Architekt des Niedersachsenstadions am Maschsee einen Namen gemacht hatte.
Es entstanden sechs Stalltrakte mit je 25 Boxen, darüber im Obergeschoss mit Einliegerwohnungen für Trainer, und Wohnräume für das Stallpersonal. Errichtet wurde ebenso eine 20 mal 50 Meter große Reithalle. Zudem gab es in einem separaten Bereich 50 Gastboxen.
Die Tribüne umfasste am Tag der Einweihung 1724 Sitz und 152 Logenplätze. Im Panorama-Restaurant fanden 165 Gäste Platz und im Selbstbedienungsrestaurant im 1. Tribünengeschoss konnten 150 Personen bewirtet werden. Die Wetthalle umfasste 65 Wettschalter, 42 Wettschalter befanden sich im Außenbereich.
Die Gesamtfläche des Rennbahnareals hatte anfänglich 69 Hektar betragen, erfuhr später aber noch eine Erweiterung. Das Geläuf besteht aus einer 30 Meter breiten und 1800 Meter langen Flachbahn mit Linkskurs. Beide Bögen sind überhöht und weisen einen weiten Radius auf. Im Innenraum befand sich eine 25 Meter breite Jagdbahn, 12 Sprünge, von denen die schwersten Sprünge auf der Diagonalen stehen.
Zum Trainingsareal gehören zwei Sandbahnen. Die große Sandbahn im Innenraum des Geläufs sowie eine separate kleine Sandbahn in unmittelbarer Nähe zum Stallbereich. Auch ein Sprunggarten In Höhe des Schlussbogens.
Nach drei rennsportfreien Jahren, fand die Eröffnung der Neuen Bult am Himmelfahrtstag, dem 31. Mai 1973 statt. Erster Sieger in der Geschichte der Neuen Bult war im Preis der Wedemark Gestüt Astas Odenwald aus dem Stall von Hein Bollow und geritten von Peter Remmert.
Neben den Galopprennen hatte es in den Jahren 1974 bis 1976 auch 11 Trabrennen gegeben, die in die Karte der Galopprennen integriert wurden. Im Innenraum hatte es dafür einen eigenen Kurs gegeben.
Während dieser Zeit prägte der Basissport das Bild auf der Neuen Bult. Die großen Zweijährigen-Rennen waren der Pelikan-Preis und der Bahlsen-Preis. Herausragendes sportliches Ereignis war seit 1974 der zur Gruppe III zählende Deutsche Stutenpreis. Auch die Goldene Feder des Vogelpark Walsrode, eine angesehene Derbyvorprüfung, hatte seit 1977 ihre Heimat auf der Neuen Bult.
Anfang der achtziger Jahre entwickelte sich die Neue Bult zur Hochburg den Hindernissport. In den Jahren 1982 bis 1998 hatte es in der Spitze im Jahr bis zu drei Jagdrennen mit einer Dotierung von 100.000 DM gegeben. Insgesamt kamen in diesen Jahren 26 Hunderttausender zur Austragung.
1992 feierte der Verein sein 125jähriges Jubiläum mit einem mit 125.000 DM dotierten Ausgleich I als Jubiläumspreis. Während dieser Zeit wurde der Vertrag mit der Stadt Hannover aufgelöst, die bis dahin als Eigentümerin des Geländes für den Unterhalt des Geländes zuständig zeichnete. Es wurde stattdessen ein Erbpachtvertrag auf 99 Jahre abgeschlossen, mit der Maßgabe, dass der Verein fortan auf eigenen Füßen stehen musste.
Zu sportlichen Highlights wurden zum Saisonauftakt der zur Listenkategorie gehörende Sprintpreis, im Sommer die Derby-Revanche als Nationales Listenrennen, sowie im Herbst der zur Europagruppe III zählende Deutsche Stutenpreis.
1998 fanden die letzten Jagdrennen auf der Neuen Bult statt. Die Jagdsprünge wurden in den Folgejahren abgetragen, so dass auf der Jagdbahn eine Gras-Trainingsbahn entstehen konnte. Auch der Deutsche Stutenpreis, der seit 1974 in Hannover beheimatet war, verlor 2002 sein zuhause auf der Neuen Bult und wurde an den Kölner Rennverein verkauft.
Nach einem Insolvenzantrag am 12. November 2004 beim Amtsgericht, konnte die Geschichte der Rennen auf der Neuen Bult am 18. März 2005 fortgeschrieben werden. Unter Präsident Gregor Baum formierte sich in den Gremien eine neue Führungsmannschaft, die die Weichen für einen erfolgreichen Fortbestand der Galopprennen auf der Neuen Bult stellen konnte.
Zu Beginn der grünen Saison 2005 präsentierte sich die Galopprennbahn Neue Bult in neuem Glanz. Die Fassade des Tribünengebäudes erhielt einen neuen silberfarbenen Anstrich, die Büroräume hatten eine neue Ausstattung erfahren, der Treppenaufgang und die VIP-Lounge wurden ebenso zu einem Schmuckstück, wie die neu konzipierte Garden Lounge, die im Außenbereich an den Boxen des Absattelrings entstanden war.
Im Folgejahr kehrte der Deutsche Stutenpreis zurück nach Hannover und damit an seine alte Wirkungsstätte. In den folgenden Jahren gab es kaum einen Renntag, an dem nicht mindestens ein Listenrennen zur Austragung kam. Mit einem bunten Unterhaltungskonzept für die ganze Familie, bestehend aus Ponyrennen, Showeinlagen und einem großen Kinderland, war es dem Verein gelungen, die Neue Bult wieder attraktiv zu machen.
Durch einen engen Schulterschluss mit der Stadt Hannover hatte der Rennverein 2011 einen Millionenbetrag von der Öffentlichen Hand für die Instandsetzung der in die Jahre gekommenen Anlage erhalten. Damit konnten dringend benötigte Investitionen in das Tribünengebäude, die Trainingsanlagen und den Stallbereich vorgenommen werden. Auch in Businesslogen, eine neue Lautsprecheranlage und eine neue Beregnungsanlage wurde investiert. Die Kapazität der Gastboxen konnte auf 110 ausgeweitet werden. Die Neue Bult wird damit zu einem der besten Trainingsstandorte in Deutschland.
2017 feierte der Hannoversche Rennverein auf der Neuen Bult mit einem Doppelrenntag am Samstag, den 8. Juli und Sonntag, den 9. Juli sein 150-jähriges Bestehen, zu dem viele Ehrengäste aus Sport, Wirtschaft und Politik geladen waren.
Zwischen der Stadt Langenhagen, dem Hannoverschen Rennverein und der Stadt Hannover als Eigentümer des Rennbahnareals wurden 2018 Gespräche über eine Teilabtretung der Flächen hinter der 1750-Meter-Startstelle und einem Teil des Parkplatzes geführt. Dort soll das neue Schulzentrum der Stadt Langenhagen entstehen. Der Einigung folgte der Baubeginn 2020.
2020 waren aufgrund der Corona-Pandemie keine Zuschauer auf der Neuen Bult zugelassen, so dass die Rennen ausschließlich innerhalb des Kreises der Aktiven entschieden wurden. Im Folgejahr gab es erste Lockerungen, so dass die Renntage wieder von einer limitierten Zuschauerzahl besucht werden konnten.
2023 feiert die Galopprennbahn Neue Bult ihr 50-jähriges Bestehen.