Ein Leben in einem Gedicht – In Erinnerung an Otto-Werner Seiler
Am 19. April das Licht der Welt erblickt,
von Werner und Hilde an den Start geschickt,
vor 84 Jahren ging er in sein Rennen,
einen Steher muss man ihn nennen,
66 Jahre Geschichte hat er geschrieben,
mit Aufs und Abs und vielen Siegen,
1.608 Erfolge, was für eine Zahl,
darunter des Kaisers silberner Pokal.
In der Redenstraße stand seine Wiege,
in einem Haus noch vor dem Kriege,
mit den Eltern unter einem Dach,
erlernte er das Fleischer-Fach,
wie sollte es auch anders sein,
er hatte damals schon viel Schwein,
erst nur in der Fleischerküche,
folgten bald die Renngeschicke.
Sein Vater bildete den Grund,
irgendwann, da schlug die Stund,
Werner Seiler spielte Skat in einer Runde,
und überbrachte ihm die frohe Kunde,
es war kaum zu glauben und kein Witz,
mit den Herren Grove, Albrecht, Schütz,
der Stall Bischofshol wurde gegründet,
und das Vollblutfieber voll entzündet.
1954 da war es dann soweit,
es begann die Steintor-Zeit,
Urban hieß das erste Pferd,
das ihm gleich viel Spaß beschert,
es war in Mülheim an der Ruhr,
da war der Urban in der Spur,
als im Preis von Mühlenberg,
Horst Grotjahn ging ans Werk.
Der erste Sieg, der war im Sack,
Vater und Sohn, die hoben ab,
glücklich schien auch das Tier,
immerhin: ein Ausgleich IV,
mehr Anteile wollte er haben,
an den grün-weiß-schwarzen Farben,
1956 erwarb er gleich ein Viertel,
Willkommen im Besitzer-Zirkel!
1962 da stieg der Vater aus,
Änderungen standen ins Haus,
Weichen wurden nun gestellt,
für die neue Steintor-Welt,
viele Jahre in der Arbeit ausgeritten,
akzeptierte er des Trainers Bitten:
„Du hast keine Zeit, Du bis zu schwer,
und das Talent, das fehlt dir sehr!“
Heini Schütz sprach diese Worte,
ein Mentor ganz besonderer Sorte,
die Amateur-Karriere war im Eimer,
das Augenmerk, galt nur noch Einer,
mit 25 die Meisterprüfung abgelegt,
nicht nur in der Ehe, auch im Betrieb,
mit den Titeln Fleischer und Ehemann,
fing sein Leben erst so richtig an.
Helga war die große Stütze,
für den Trainer mit der Mütze,
hielt ihm stets den Rücken frei,
ein eingespieltes Team, die Zwei,
während sie im Laden ganz exakt,
hat er die Pferde flottgemacht,
als Fachmann musss man sagen,
hat er viele Siege vorgetragen.
Seine C-Linie, die ist Legende,
Stute Crab Tree, die schrieb Bände,
Capo hieß sein Lieblingspferd,
der größenmäßig ausgeschert,
er war klein und sehr gedrungen,
wurde trotzdem eingesprungen,
nach dem die Kinder ihn geritten,
hat er manche Schlacht bestritten.
Aus Frankreich kam Nuage de Lait,
Trainer war Jacques-Hubert Barbé,
lief dort in der ersten Liga,
war im Prix Courtois der Sieger,
ganz und gar nicht schief,
ging es mit Pendentif,
der als großes Schnäppchen,
verhalf 15 Mal aufs Treppchen.
Samos war ein echter Star,
gewann 10 Mal in einem Jahr,
James Bond, Mirando, Osterbote,
sorgten stets für gute Quote,
Sindbad gewann auch sehr viel,
kam als Sieger 29 Mal ins Ziel,
von der Gewinnsumme so ungefähr,
war er D-Mark-Viertel-Millionär.
Und Lappländer, der alte Kempe,
auf dem Dirk Fuhrmann Reiten lernte,
der gehörte fest zum Inventar,
und holte Siege Jahr für Jahr,
Constantin und Cognac sind zu nennen,
konnten sehr viel Geld gewinnen,
sie machten Freude, brachten Bares,
und den Titel „Pferd des Jahres“.
Hindernisrennen waren für ihn Kult,
nicht nur auf der Neuen Bult,
wenn Steintor-Pferde stets am Start,
schlug die Pumpe ganz schön hart,
für seine schönsten Zucht-Momente,
sorgten Colon und San Vicente,
die beide aus der Fährhof-Welt,
so manchen Sieger schnell gestellt.
Dem Wetten nie verschlossen,
wurden manche Tipps gegossen,
in ein kompliziertes Kombi-Werk,
von dem er gerne oft erzählt,
die erste vor den zweiten Farbe,
doch es gab auch andere Tage,
da war die zweite vor der ersten,
was manchen Wetter ziemlich schmerzte.
Stars steuerten die Steintor-Rösser,
auch Piggott, Shoemaker und Mercer,
jeder hat die Farben stolz getragen,
ob Hannover, Hamburg oder Baden,
er war ein Lehrer von hohem Rang,
Schiergen, Fuhrmann, Heiler, Gang,
alles Ikonen mit großem Namen,
die ihm viel zu verdanken haben!
Gleiches gilt erst recht,
für das weibliche Geschlecht,
Diedrichsen, Günther, Purzel,
waren mit ihm eng verwurzelt,
passionierte Damen gab es viel,
ritten als Sieger oft durchs Ziel,
Reese, Schwarze, Lindemann,
fallen dazu spontan noch ein.
Siege hat er akribisch festgehalten,
auf Papier, Karton, in vielen Spalten,
ob Foto, Film oder Programm,
später half die Datenbank,
400 Pferde waren sein Eigen,
ohne die vielen auf den Weiden,
alle seine Pferdenamen,
hat er stets im Kopf getragen.
Im Galopper-Dachverband,
agierte er mit Sachverstand,
auch für den Rennverein,
setzte er sich besonders ein,
steuerte 12 Jahre die Geschicke,
als Vize auf der Kommandobrücke,
noch eine Notiz dazu am Rande:
er erhielt das Kreuz am Bande!
Gegen Ende des Jahres 2008,
hat er als Trainer Schluss gemacht,
mit 513 Siegen auf der Uhr,
ging es in den Stand der Ruhe,
doch die Erfolge gingen weiter,
auf der langen Siegesleiter,
der 1.600 Sieg in Quakenbrück,
der war sein letztes Meisterstück.
Am 20. Januar in diesem Jahr,
verließ uns ein großer Star,
wird auf einer Wolke sitzen,
mit Hein Bollow munter witzeln,
die Steintor-Ära, die geht weiter,
dank der Tochter, Martina Seiler,
wir werden ihn sehr vermissen,
seine Verdienste nie vergessen!